Da wollt ich euch jetzt so einen schönen Spruch bloggen den mir ein 80jähriger Patient heute zum Abschied noch gesagt hat (zugegeben, es war ne echt versaute Zote und wir haben tierisch gelacht *g*), und jetzt sitz ich hier und sie fällt und fällt mir nicht ein :(

Beitrag entfällt also leider wegen akuter Teilamnesie der Schreiberin.... ;)

Dann steht sie in der Tür des Stationszimmers, das Haar wie immer akurat hochgesteckt, die grauen Augen blitzend und auf den Lippen ein triumphierendes Lächeln wie noch nie zuvor streckt sie uns vier Finger entgegen und sagt: "Vier!" Ihre Stimme klingt so stolz und triumphierend als wollte sie uns mitteilen dass sie gerade alleine Vierlinge auf die Welt gebracht hat und das Grinsen wird noch breiter.
"Was 'Vier'?"
"Vier Löffel hab ich jetzt geschluckt." Mit hoch erhobenem Kopf dreht sie sich um und schreitet davon wie Kaiserin Sissi höchstpersönlich, setzt sich auf den Stuhl neben der Tür und wartet auf die Leute von der Gastro die sie abholen werden. Der von ihr nicht ausgesprochene Nachsatz: 'das habt ihr jetzt davon' hängt beinahe greifbar in der Luft des Stationszimmers nach.
Etwas später sieht man ihr an dass sie entwas enttäuscht ist, dass die einzige Reaktion die sie mit ihrer Aktion erreicht hat, ein Anruf in der Gastro mit einer Anmeldung für eine Magenspiegelung....

Also ich muss sagen ich war heute doch etwas fassungslos. Ich habe sehr viel Verständnis für Menschen die sich selbst verletzen, vielleicht sogar zu viel als gut für mich ist, weil ich weiß welcher Schmerz und welches Leid hinter diesem Verhalten steckt.
Aber das heute, dafür konnte ich leider keinerlei Verständnis aufbringen. Weil man ihr so überdeutlich angemerkt hat, weil sie uns so klar hat zu verstehen gegeben, dass sie das nur gemacht hat um uns zu bestrafen, um uns ein schlechtes Gewissen zu machen und uns zu zeigen wie 'böse und gemein' wir zu ihr waren...
Fassunslosigkeit und auch ein kleines bisschen Wut, weil es gerade solche Aktionen sind, die alle Menschen die sich selbst verletzen in den Verruf bringen das nur zu tun um Aufmerksamkeit zu bekommen....

Ich habe in letzter Zeit mehrere Dokumentationen über Menschen in Gesundheitsberufen gesehen, die mit dem tagtäglichen Leid und dem ständigem Sterben um sie herum mehr oder weniger gut klar kommen.

Was ich interessant fand: Es ging ständig nur um Ärzte. Vom Pflegepersonal, den Leuten die 24 h am Tag um den kranken Menschen sind und alles wirklich hautnah mitbekommen (abkriegen) war kein einziges Mal die Rede...

Seltsame Welt...

vollkommen sinnlos war diese Veranstaltung heute vormittag, ich hätte genau so gut einfach liegen bleiben können und ausschlafen.

Unser Standplatz war am A**** der Welt, schätzungsweise nur ca. 10 % der Leute die überhaupt auf dem Basar waren sind in diese Ecke gekommen, und die sind auch sehr lustlos bis gequält da durchmarschiert, weil es anscheinend für die Schüler bestimmter Schulen Pflicht ist diesen Basar zu besuchen. (Und der Tisch an dem es die Teilnahmebescheinigungen gab stand auch dort am A**** der Welt).

Also bestand die ganze Veranstaltung im Prinzip aus rumsitzen und lesen, den wir hatten genau 0 (in Worten: NULL) Interessenten am Stand.
Klar, das sind alles Gymnasiasten, die haben für ihre Zukunft was 'besseres' vor als 'ständig nur Ärsche wischen' (Zitat vorbeigehendes Mädchen)... *schulterzuck*

Die Schulleiterin unserer Schule hat mir dann eh erklärt dass sie das eigentlich eh nur aus Tradition machen, denn mit jährlich ca. 800 Bewerbungen auf 30 freie Plätze haben sie wahrlich keinen Schülermangel in Aussicht...

Aus Tradition also einen schönen freien Vormittag verschwendet :( *seufz*

Hab ich eigentlich schon erwähnt, dass ich morgen - an meinem freien Tag - um 9 Uhr morgens für unsere Schule auf einem 'Berufsbasar' antanzen darf, um dort 4 Stunden lang armen unschuldigen jungen Menschen vorlügen zu müssen wir toll unsere Schule doch sei und dass sie dort unbedingt hingehen sollen weil es so so soooo toll ist? Und das wo ich nichts lieber tun würde als ihnen zu sagen: verpisst euch, lauft solang ihr noch könnt, vergesst es, geht wo anders hin, das kostet euch nur jede Menge Nerven und geistige Stabilität hier in diesem Irrenhaufen...

Aber naja...

Muss noch gucken was ich anziehen werde... ich soll 'brav' aussehen *argl*

...ist es übrigens, auf der Psychiatrie zu arbeiten und als wirklich aufdringlichen Ohrwurm das Lied 'Suicide is painless' zu haben, so dass man sich ständig zusammenreissen muss um es nicht zu singen ;)

Wir haben zur Zeit einen Patienten, der seit einem Starkstromunfall in seiner Jugend keine Hände mehr hat... genauer gesagt fehlt ihm der linke Arm komplett ab der Schulter und auf der rechten Seite der Unterarm. Dort hat er eine Prothese mit einer Greifzange die er selbstständig über Bewegung seiner Schulter auf und zu klappen kann.
Der Patient ist zwar schon älter, verwirrt und braucht viel Hilfe, aber Essen kann er durch die Prothese eigentlich sehr selbstständig sobald man ihm das Essen vorgeschnitten hat und er die Gabel in der Prothese stecken hat.
Er braucht halt etwas länger dafür als andere Leute, aber das ist ja verständlich...

Gestern durfte ich mir anhören dass es herzlos von mir sei, den armen Mann so vor seinem Essen sitzen zu lassen, weil er braucht doch so lange und das geht doch gar nicht, der arme arme behinderte Mann, dem muss man doch das Essen eingeben und flugs wurde dem verdatterten Mann die Gabel aus der Hand gerissen und ihm das Essen eingegeben (in den Mund gestopft)...

ARGH!!!!!

Ich könnte bei so etwas wirklich die Krise kriegen. Es gibt genau eine Sache die er noch alleine machen kann und das ist Essen. Und das soll man ihm auch noch abnehmen, nur weil er länger dazu braucht als andere?
Klar muss man drauf achten dass er genügend zu Essen kriegt, aber ihm einfach die Gabel wegzureissen und ihm das Essen dann reinzustopfen find ich echt die Höhe...
Und das wo uns doch immer und immer wieder eingebleut wird, dass wir die Ressourcen der Patienten erkennen und sie auf jeden Fall fördern sollen...

Zum Glück sind nicht alle so, und diese Schwester hat heute zum Glück ihren letzten Tag...

Patient A hat mir mehrmal Prügel angedroht
Patientin B hat mehrere Pflegekräfte inklusive mir angegriffen und geschlagen
Und Patientin C hat so lange gedroht wenn sie nicht sofort kriegt was sie will (Beruhigungsmittel in einer Dosierung die einen Ochsen umgehauen hätte) schluckt sie einen Kugelschreiber, bis ihr die Psychologien nur noch mit einem genervten 'dann machen sie doch' geantwortet hat, worauf sie sich dann schmollend in den Aufenthaltsraum verzog....

Also heute, heute gings auf der Psychiatrie echt zu wie im Irrenhaus... (man verzeihe mir dieses schlechte Wortspiel, ich zahl auch meine zwei Euro in die Schlechte-Wortwitz-Kasse...)

Ich freu mich jetzt erstmal auf mein Bett.......

Hab ich eigentlich schonmal erwähnt dass diese Ausbildung einen echt zum Hypochonder macht? Zum Glück hab ich die Feststellung gemacht dass ich nicht die einzige in der Klasse bin der es so geht ;)

Aber dieses ständige Beschäftigen mit Krankheiten, Symptomen, etc. macht einen echt blöde im Kopf und sobald dann mal irgendwo im Körper was zuckt oder pocht läuten die Alarmsirenen:

"Oh mein Gott, ich Schmerzen in der Wade, das ist sicher ne Tiefen Beinvenenthrombose!"
"Ich hab tanzende Punkte vor Augen, mein gott, neurologische Ausfälle, das ist ein Gehirntumor!"
"Irgendwie hab ich heut Husten und atme ein bisschen schwer, das ist sicher Lungenkrebs oder eine Lungenentzündung!"
"Zwei Tage nich auf Toilette gewesen, ein Darmverschluss, Hilfe!"
und so weiter und so fort ;)

Wie halten Ärzte das nur aus??


Edit: Nur um es zu verdeutlichen: Dieser Beitrag ist nicht wirklich bierernst gemeint, nein, ich bin kein Hypochonder und ja, ich weiß dass ich diese Dinge nicht habe...

Angeregt durch diesen Beitrag habe ich es einmal gewagt mir meinen Brutto-Stundenlohn mal auszurechnen... schwerer Fehler, jetzt bin ich irgendwie unmotivierter als vorher ;)

Gerechnet hab ich mit 38,5 Stunden-Woche und 4 Wochen pro Monat... Ja ich weiß dass ich halt noch in der Ausbildung bin und dass meine Ausbildung sogar noch eine relativ gut bezahlte ist, aber Brutto 4,7 Euro/Stunde (Netto ca. 3,5 Euro/Stunde) find ich schon ein bissl wenig...
Beim Jobben an der Tankstelle hab ich 6 Euro gekriegt und selbst bei McDonalds warens 7,50 die Stunde.

Aber jaja, ich weiß ja: "Lehrjahre sind keine Herrenjahre"